Erfahrungsbericht: Weiterbildung zum Rechtsfachwirt

Nach meinem Abitur habe ich mich zu einer Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten entschieden. Ich habe mich damals dank eines Wahlfachs in der Oberstufe, „Wirtschaft und Recht“, sehr für juristische Fragestellungen interessiert. Allerdings haben mich mein nicht überdurchschnittlicher Notenschnitt, der Numerus Clausus und der hohe Anspruch des Jura Studiums davon abgehalten, ein Studium durchzuziehen. Das habe ich mir damals nicht zugetraut, außerdem wollte ich raus aus der Schule und rein ins Arbeitsleben. Die Ausbildung war zu dem Zeitpunkt eine gute Entscheidung und hat mir Spaß gemacht. Ich habe in einer relativ kleinen Kanzlei meiner Heimatstadt gearbeitet und der rechtswissenschaftliche Teil der Ausbildung war wirklich sehr interessant, sogar die Berufsschule ist mir leicht gefallen.

Da der Anspruch meiner Aufgaben in der Kanzlei meiner Ausbildung nicht so hoch war, wie ich es mir gewünscht hätte, habe ich nach dem Berufsabschluss in eine größere Anwaltskanzlei gewechselt, welche auf Familienrecht spezialisiert ist. Meine Aufgaben wurden vielseitiger aber nach einiger Zeit stellte sich auch hier der Arbeitsalltag ein und ich habe keine Möglichkeiten der Weiterentwicklung für mich gesehen. Der Zeitpunkt, zu dem ich realisiert habe, dass ich mehr erreichen möchte als ich damals hatte, war ein wichtiger Punkt in meinem Leben. Ich habe viel über meine Ziele und beruflichen Wünsche nachgedacht. Dabei ist mir vor allem klar geworden, dass ich meinen Beruf mag! Ich finde die Fälle spannend, ich mag den persönlichen Kontakt und die Vermittlung zwischen den Anwälten und den Mandanten. Aber ich wollte mehr Aufgaben und mehr Verantwortung übernehmen. Da ein komplettes universitäres Jurastudium sowohl zeitlich als auch finanziell nicht für mich in Frage kam, habe ich mich über Fortbildungsmöglichkeiten informiert. Nach einiger Recherche habe ich die für mich perfekte Möglichkeit gefunden – ein Fernstudium Rechtsfachwirt!

Das Studienprofil passte so gut zu meiner Situation: Voraussetzung sind eine abgeschlossene Ausbildung im juristischen Bereich sowie Arbeitserfahrung. Der Rechtsfachwirt ist eine Weiterbildung speziell für Rechtsanwaltsfachangestellte. Neben weiterführenden juristischen Kenntnissen wird auch wirtschaftliches Knowhow vermittelt. Der zentrale Punkt des Studiums sind allerdings die in Ausbildungen oft vernachlässigten Soft Skills – wie gehe ich mit Mandanten um, wie manage ich die Kommunikation zwischen Klienten und Anwälten, wie organisiere ich den Arbeitsablauf in der Kanzlei? Am Ende des Studienprofils steht das Ziel, eine Kanzlei zu leiten und zu verwalten. Das bedeutet, den gesamten nicht-anwaltlichen Aufgabenbereich zu beherrschen. Administration, betriebswirtschaftliche Leitung, Mitarbeiterführung.

Nachdem ich mich über Dauer und Kosten des Fernstudiums informiert hatte, wagte ich den Schritt. Ich kann stolz sagen, dass ich diese Entscheidung seither nie bereut habe. Ein Fernstudium Jura bietet die tolle Möglichkeit, in Vollzeit weiterhin zu arbeiten und nebenbei das Studium zu absolvieren. Von der Fernuni habe ich online Vorlesungs- und Übungsunterlagen bereitgestellt bekommen. Regelmäßig gab es auch Präsenzveranstaltungen, die aber am Wochenende stattfanden. Der Stoff war anspruchsvoll, aber im Gegensatz zu vielem, was man von Vollzeitstudenten hört, war in meinem Fernstudium immer ein Bezug zum Arbeitsalltag zu erkennen. Natürlich war nicht immer alles „eitel Sonnenschein“. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, warum genau ich das unbedingt machen musste, wenn ich am Wochenende bei bestem Wetter oder nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zu Hause an meinem Schreibtisch saß und Vorlesungsunterlagen durchgearbeitet habe. Besonders die Zeit der Prüfungsvorbereitung war hart und die Doppelbelastung durch Arbeit und Studium erforderte ein gutes Zeitmanagement. Doch meine Freunde und Familie standen die ganze Zeit hinter mir und haben mich ermutigt und unterstützt. Außerdem waren die Zeiten des Frusts sehr kurz und selten gegenüber dem Positiven, das ich im Studium erlebt habe. Ich habe mich und meine Arbeit neu zu schätzen gelernt und aus einem anderen Blickwinkel gesehen.

Nach eineinhalb Jahren Fernstudium konnte ich dann, da ich bereits genug Berufserfahrung hatte, direkt die Prüfung vor der Rechtsanwaltskammer ablegen. Nun kann ich mich bereits seit zwei Jahren „Geprüfter Rechtsfachwirt“ nennen.

Inzwischen hat sich beruflich einiges getan. Ich leite die Kanzlei und habe dabei die Verantwortung für vier Mitarbeiter. Neben meinen früheren Aufgaben habe ich nun mehr Kontakt zu den Mandanten und außerdem viel über die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen einer Anwaltskanzlei gelernt. Auch mein Gehalt ist mit dieser Qualifikation merklich höher. Ich habe durch das Studium nicht nur an Fachwissen, sondern auch viel an Selbstvertrauen gewonnen. Jetzt weiß ich, dass ich mir gesteckte Ziele mit Engagement erreichen kann. Deswegen bin ich wirklich froh, das „Abenteuer“ Fernstudium gewagt zu haben und kann es jedem Empfehlen, der sich beruflich und persönlich weiterentwickeln möchte.

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